Adwoa Tima Awuah

INTERVIEW

Adwoa erzählt von ihrem Weg von Ghana nach Deutschland, ihrer beeindruckenden Miss-Germany-Erfahrung, der Gründung ihrer eigenen NGO und ihrem Ziel, als Psychotherapeutin das Leben anderer positiv zu verändern.

"Meine größten Träume sind nicht groß genug, wenn sie mir nicht ein bisschen Angst machen."

About Adwoa

Beschreibe dich in drei Worten.

Wenn ich mich in drei Worten beschreiben würde, dann wären das ruhig, ambitioniert und liebevoll.

Du studierst Psychologie. Wie bist du dazu gekommen?

Ich wünschte, ich hätte hier eine Leidenschaftsgeschichte. Als afrikanisches Kind hast du bei der Studienwahl meist drei Möglichkeiten, wenn es nur nach deinen Eltern geht: entweder Jura, Medizin oder Ingenieurswissenschaften.

Als ich irgendwann festgestellt hatte, dass das Medizinstudium überhaupt nichts für mich wäre, brauchte ich eine Alternative, die meine vielseitigen Interessen deckt, und bin über das Talent Scouting auf Psychologie gekommen.

Mittlerweile bin ich sehr froh, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe, da ich den Bedarf an POC-Psychotherapeut*innen und ihre Wichtigkeit erkenne.

Vice Miss Germany 2024

Du hast an Miss Germany 2024 teilgenommen. Wie war das für dich?

Ich denke, dass meine Kinder wahrscheinlich irgendwann nicht mehr davon hören wollen, weil dies eine der Erfahrungen war, die man sein ganzes Leben lang mitnimmt. Die Reise mit Miss Germany ging über 9 Monate und am Anfang habe ich mich einfach nur ausprobiert und hätte nie gedacht, dass ich es ins Finale schaffe – als jüngste und einzige schwarze Kandidatin.

Von der Presse bis zur großen Bühne beim Finale, ich durfte in dieser Zeit wirklich über meine Grenzen hinauswachsen und bin sehr dankbar für die Erfahrung und den Titel als Vize Miss Germany.

Ist Miss Germany für dich noch zeitgerecht und wieso?

Ich würde Miss Germany als zeitgerecht bezeichnen, weil es
nicht um das Äußere geht, sondern vielmehr darum, was man mit seinen Visionen als Frau
bewirken möchte, und das finde ich sehr gut so.

NGO YMF Ghana

Du hast schon sehr jung deine NGO YMF Ghana gegründet. Was war dein Antrieb?

YMF ist mein kleines Baby und ich denke, ich habe YMF gegründet, weil ich das Privileg habe, sowohl Ghana als auch Deutschland mein Zuhause nennen zu dürfen. Ich bin in Ghana aufgewachsen und durchaus privilegiert aufgewachsen, sodass ich erst in Deutschland mit dem europäischen Bild von Afrika konfrontiert wurde, denn mein Bild von Ghana war ein
ganz anderes.

Ich habe mich als Kind verstärkt damit beschäftigt und verstanden, dass Licht und Schatten parallel existieren können. Mit YMF erhoffe ich mir, die Lichtseiten Ghanas zu zeigen, indem ich meine Stipendiatinnen als selbstbestimmte junge Frauen vorstelle und gleichzeitig diese dabei unterstütze, ihre akademischen Ziele zu erreichen.

Mit YMF erhoffe ich mir, dass wir als NGO einen Beitrag zur Chancengleichheit in Ghana leisten können und gleichzeitig auf eine vielseitige Berichterstattung über Afrika aufmerksam machen.

Zu YMF Ghana

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Unterstütze Adwoa's NGO, die Yɛmiyiefɔ (Y.M.F) Foundation, und trage dazu bei, soziale Mobilität durch Bildung für Mädchen in Ghana zu fördern. So kann das Bildungsgefälle überbrückt und das Leben von Kindern nachhaltig verändert werden!

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ALL VOG

Warum arbeitest du mit ALL VOG zusammen?

Ich arbeite mit ALL VOG zusammen, weil ich mit meiner NGO gerade das Ziel Gerechtigkeit verfolge und sich somit unsere Visionen übereinstimmen.

Was bedeutet Gerechtigkeit für dich?

Gerechtigkeit bedeutet für mich Gleichberechtigung, und zwar dass alle Menschen, die eine Förderung benötigen, jeglicher Art, das Recht haben, diese auch zu bekommen.

Successes & Failures

Was sind die größten Hürden, die du in der Vergangenheit überspringen musstest?

Ich denke, dass mein Umzug nach Deutschland eine der größten Hürden für mich war. Mit dem Umzug musste ich eine neue Sprache, eine neue Kultur und das Fremdsein kennenlernen. Als zehnjähriges Kind habe ich es wahrscheinlich noch nicht so bewusst wahrgenommen, aber jetzt, rückblickend, kann ich voller Stolz sagen, dass das Überwinden dieser Hürde eine bedeutsame Rolle in meiner Entwicklung spielt und viel zu der jungen Frau beiträgt, die ich heute bin.

Was war bisher dein größter Erfolg?

Ich bin dankbar dafür, dass ich in meinem Leben viele Erfolge feiern durfte, sowohl große als auch kleine Erfolge. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, dass die Gründung meiner NGO einer meiner größten Erfolge ist.

Advice, Inspiration & Future

Welchen Ratschlag würdest du deinem jüngeren Ich geben?

Ich würde ihr sagen, dass sie sich nicht von ihrer kleinen Statur beirren lassen soll. Sie soll wissen, dass sie jede Menge Resilienz und mentale Stärke besitzt und ihre großen Träume nicht groß genug sind, wenn sie ihr nicht ein bisschen Angst machen.

Welche Personen inspirieren dich?

Meine Mutter und grundsätzlich meine ganze Familie sind meine größte Motivation. Zu sehen, wie viel meine Eltern opfern mussten, um mir dieses Leben zu ermöglichen, das ich gerade führe, ist für mich Grund genug, niemals aufzugeben.

Future

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich habe sehr viele Pläne, manchmal bin ich von diesen Plänen maßlos überfordert und muss in kleinen Schritten denken. Ich denke, dass ich zunächst meinen Master in klinischer
Psychologie abschließen und meine Approbation zur Psychotherapeutin erlangen möchte.
Währenddessen möchte ich 50 weitere Mädchen mit der NGO unterstützen und einen Kindergarten für eine Schule in Ghana bauen.

Danke liebe Adwoa für deine Inspiration, deinen Mut und deine Stärke!

Fotos von Sabine Möller